muss aus verzweiflung wut werden, aus wut trauer und aus trauer resignation, bis sie endlich begreift?

ich begleite sie um abschied zu nehmen, auch abschied vom beisl am eck. kein fiakergulasch heute, das doch nicht, das wäre zu viel, nur ein krügerl, nur einmal noch hier sitzen und den stammtischgesprächen lauschen und dem paar dort hinten am fenster.

ja, der tisch, an dem auch wir mal gesessen sind, als es noch kalt war draußen und du meine hände gehalten hast, so wie er ihre, meine immer eiskalten hände. und ich sehe dich vor mir sitzen und lächeln und weinen und sehe die liebe in deinen augen. auch das waren wir. und wieder läuft die übertragung eines fussballmatches und immer noch bestaune ich die billigen poster an den wänden, die roten vorhänge, die lusterimitationen und die vermeintliche holzvertäfelung (kunststoff, was billigeres können wir uns nicht leisten).

"wie konnte das geschehen?" fragt sie mich. "wie kann all das plötzlich aufhören zu sein?" "warum", fragt sie "kann all das weiterbestehen, auch ohne uns?".

und ich frage mich, ob sie ahnt, wie oft sie mich das schon gefragt hat, seitdem ich sie kenne.

"erinnere dich", lache ich sie an und aus gleichermaßen, "erinnere dich was alles schon war." und wir reden über damals, ein "damals", das dich noch nicht kannte.

da war so verdammt viel glück - auch ohne dich da waren so verdammt viele tränen - auch ohne dich und wir sind wieder schwestern - sie und ich, taumelnd in erinnerungen, die irgendwann einmal schmerzten, mehr als alles, was heute noch geschehen könnte.

"glaubst du die nummer gibt es überhaupt noch?", frage ich sie - "nach all den jahren?" und wir wählen sie - gemeinsam, hand in hand und hören seine stimme.

yes, dear, i still love you, but it's not that important anymore. remember nick hornby? remember "high fidelity"? ja, du gehörst unter die ersten fünf, aber es ist nicht mehr und nicht weniger und wir haben dich besiegt - sie und ich - in dem moment, in dem wir seine stimme hier hereinholten.

ja, wir vermissen dich, immer noch, aber wir können auch ohne dich leben. manchmal braucht es nur ein "hallo" am anderen ende einer leitung, nicht mehr, um die perspektiven wieder gerade zu biegen.

du warst nicht der erste, darling - warum um alles in der welt solltest ausgerechnet du der letzte sein?

fare well, dear, have a good time. we wish you all the best, but life goes on, dear - even without you!

"lässt du mir wenigstens deine freundschaft?" frage ich, mittlerweile schon recht kleinlaut. "du fehlst mir, weißt du, - AUCH - als freund."

und habe nicht begriffen, dass der abschied durch viele türen führt und du die deinen geschlossen hast, während meine sperrangelweit offen stehen, immer noch.

"wie geht es dir?", frage ich hinein in die stille und erschrecke vor der wucht mit der die letzte tür ins schloss fällt.